Liebe Grüße aus Malawi!

Schon wieder ist ein Monat um und es wird wieder Zeit für meine Rundmail.
Durch die Regenzeit ist unser Alltag etwas chaotischer geworden. Die Straßen verwandeln sich teilweise zu kleinen Seen und die Wege werden plötzlich zu richtigen Flüssen. In Gummistiefeln stampfen wir dann durch den Matsch zur Arbeit.

Leider regnet es nicht kontinuierlich und so kommt es auch vor, dass wir tagelang überhaupt kein Wasser bekommen, weder vom Himmel noch aus den Leitungen. Das Wasserwerk kann aufgrund umgestürzter Stromleitungen, durch heftige Regenfälle verursacht, ihre Pumpen nicht betreiben. Also kommt es fast jeden Tag vor, dass wir ohne Strom und ohne Wasser auskommen müssen…

Besonders im Krankenhaus wird die Arbeit von den vorhandenen Ressourcen abhängig gemacht. So konnten seit einigen Tagen die Fußböden nicht gewischt werden und deshalb stank es schon nach kurzer Zeit überall auf den Fluren. Der Mangel an Strom führte dazu, dass nicht mehr operiert werden konnte und eine Sauerstoffversorgung nicht möglich war.

Zwar besitzt das Krankenhaus einen Generator, aber das benötigte Benzin ist hier fast so teuer wie in Deutschland und daher wurde er nur für Notfälle benutzt.
Leider hat es häufig zu Problemen mit dem Generator geführt. Ein Asthmapatient wäre fast gestorben, da plötzlich der Strom für sein Sauerstoffgerät ausfiel. An einem anderen Tag sollte der Generator für einen Notkaiserschnitt eingeschaltet werden. Leider war gerade kein Benzin verfügbar und daher konnte die Frau erst ca. 10 Std. später operiert werden. Das die Mutter und ihr Kind überlebt haben, grenze laut des Arztes an ein Wunder.

Zu den Wasser- und Stromproblemen kam dann auch noch die Malariazeit. 70% der Patienten haben gerade Malaria. Die kranken Menschen liegen auf Strohmatten auf dem Boden oder teilen sich zu viert ein Bett.

Da das Land Malawi leider nicht so viele Malariamedikamente zur Verfügung hat, konnten einige Patienten nicht ausreichend bzw. gar nicht behandelt werden. Weil die Krankheit ohne Behandlung zum Tod führt, mussten sie mit schwachen Medikamenten behandelt werden oder in andere Krankenhäuser untergebracht werden. Die Verzweiflung der Angestellten war groß und die Situation in der sie sich befanden wurde mit der Zeit auch nicht besser.

Malaria führt auch zu Blutarmut und daher sind Bluttransfusionen unerlässlich. Aber auch diese sind in unserem Krankenhaus sehr knapp, sodass einige Patienten nicht mehr versorgt werden konnten.

Also hatten wir für ca. zwei Wochen keinen Strom, kein Wasser, keine Medikamente und keine Blutkonserven. Jeden Morgen wurden die Todesfälle der Nacht vorgelesen. Vor allem viele Kinder mussten sterben, da sie durch den Nahrungsmangel ein noch schwächeres Immunsystem haben als die Erwachsenen.

In der letzten Woche waren wir dann auch auf der Beerdigung eines Jungen aus unserer Schule. Er war 12 und ist an den Folgen von Aids gestorben.
Am nächsten Tag sind wir mit den Lehrern und seiner Klasse zum Haus seines Großvaters gegangen, wo wir auch schon von den Verwandten und ihren Trauerliedern empfangen wurden. Wir gingen nacheinander in das kleine dunkele Haus, wo der Junge aufgebart lag. Alle Kinder fingen an zu weinen, als sie an dem unbedeckten Kopf des Jungen vorbeigingen.

In Malawi ist es üblich, den Schmerz über den Verlust herauszuschreien und so mussten wir uns sechs Stunden lang die Klageschreie der Frauen und die Trauerlieder der Verwandten anhören.

Nach einem gemeinsamen Essen, das uns auf andere Gedanken brachte, warteten wir noch ca. 5 Std. und gingen dann gemeinsam auf eine Wiese, wo das Grab ausgehoben wurde. Nach dem Vorlesen einer Spendenliste, einer plötzlichen Schlangenwarnung und einigen Klageliedern wurde der Sarg mit dem Leichnam in die Erde gelassen und alle gingen nach Hause.

Das schnelle Ende der Beerdigung ist mit der Kultur zu erklären. Der Verlust wird in dem Schreien und Klagen ausgedrückt und nach der Beerdigung versuchen die Menschen den Verstorbenen so schnell wie möglich zu vergessen. Das Grab wird nach der Beerdigung nicht mehr besucht und der ganz normale Alltag soll so schnell wie möglich wieder einkehren. Daher sind in einigen Regionen Malawi´s die Beerdigungen spätestens um 12 Uhr mittags beendet, damit die Menschen wieder an die Arbeit gehen können. Diesmal war eine Ausnahme, da um 10 Uhr morgens noch ein anderer Mann aus der Gegend gestorben war und um 16 Uhr mit beerdigt werden sollte. So musste man sich nicht am nächsten Tag wieder versammeln. Also musste spontan noch ein weiteres Grab ausgehoben werden.
 
Ein paar Tage später habe ich mich dann getraut  und  mir eine malawische Frisur machen lassen. Sieben Stunden saß ich auf dem Fußboden und habe Kunsthaar eingeflochten bekommen. Am Ende wurden die Strähnen mit einer Kerze verschmolzen und haben jetzt eine Länge von ca. 5 cm. Na ja, ihr könnt euch ja ein eigenes Bild davon machen, aber die Malawier finden so etwas schön. 🙂
 
Bis nächsten Monat
eure Eva

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