Hofstelle weicht Passivhäusern
Im Ortskern von Alfen soll Ostwestfalens zweite Ökosiedlung entstehen
Artikel in der Neuen Westfälischen am 26.6.2010 VON ANDREAS GOTTEBorchen-Alfen. Die alte Hof stelle Drüke an der Bellenstraße im Ortskern von Alfen hat lange das Ortsbild geprägt. Doch das soll demnächst der Vergangenheit angehören. Der Landwirt möchte aussiedeln. Seine Hofstelle soll einer modernen Siedlung weichen.
Investor Bernd Kersting möchte in Alfen eine Ökosiedlung errichten. Es wäre die zweite in Ostwestfalen-Lippe nach der in Bielefeld. Der Baubetreuer aus Kirchborchen plant den Bau von 11 bis 13 ein- bis maximal zweigeschossigen Einfamilienhäusern und die Errichtung dreier Häuser mit jeweils bis zu acht Wohneinheiten für betreutes Wohnen. Gedacht ist sie für mobile Menschen der Generation 50 plus. Je nach Beeinträchtigung soll auch das Aktiwo-Programm der Arbeiter wohlfahrt (Awo) buchbar sein.
Ich möchte alle Passivhäuser mit begrünten Dächern und Fotovoltaik ausstatten”, erklärt Kersting. Gedacht ist beiEnergieversorgung auch an eine Wasserrückgewinnung. Alle Passivhäuser werden Architektenhäuser sein. An eine Einheitssiedlung ist nicht gedacht. Die Gebäude sollen sich an die umliegende Bebauung anpassen.
Der Baubetreuer hält den Standort für ideal. “Es gibt hier eine Autobahn, eine Kirche und eine Gemeindehalle und auch der Nahversorger in Wewer ist ganz in der Nähe”, sagt er.
Für den Kauf eines der Häuser rechnet Kersting durchschnittlich mit einem Preis von rund 330.000 Euro. Darin enthalten sind die Kosten für das Grundstück und die Erschlie ßung. Bis zur nächsten Bauausschusssitzung sollen laut Kersting die Erschließungsverträge unterschriftsreif sein.
Dem Großprojekt stehen Bürgermeister Reiner Allerdissen und der Gemeinderat bereits positiv gegenüber. “Wir haben als Gemeinde kein Risiko, weil wir keine Grundstücke vergeben”, sagt der Bürgermeister. Auch von der Bezirksregierungin Detmold habe es bereits grünes Licht für das Vorhaben gegeben.
Weil sich aber Widerstand bei fünf unmittelbar betroffenen Anwohnern regt, möchte Allerdissen in Alfen eine Bürgerbeteiligung durchführen.·
Die Anlieger fühlen sich im Vorfeld nicht von dem Vorhaben informiert und haben ein Schreiben an die Entscheidungsträger geschickt. Sie bemängeln, dass die durch die Grundstücke laufende Bebauungslinie nun keine Bedeutung mehr haben soll und fürchten eine zu dichte Bebauung. Zudem seien die vorgelagerten Wiesen bei starken Regenfällen schon überschwemmt. Außerdem befürchten sie den Verlust ihrer Wohnqualität und einen Wertverlust ihrer Grund stücke, weil der Blick ins Almetal komplett verbaut würde. Aus ihrer Sicht gibt es in Alfen für das Vorhaben genügend andere geeignete Flächen wie beispielsweise am Römerweg oder am Hessenberg.
Nach Angaben der Anwohner liegt die Fläche nicht im Bebauungsplan. Sie fragen sich, wie sich die Gemeinde bei anderen Anträgen auf anderen Flächen künftig verhalten will, wenn sie im Fall Alfen trotzdem positiv gestimmt sei.
Investor Kersting kennt die Argumente. Der 57-Jährige ist dennoch zuversichtlich, dass seine Pläne realisiert werden. “Meines Erachtens handelt es sich dabei nur um subjektive Empfindungen, die ich zum Teil auch nachvollziehen kann. Planungsrechtliche Einwände gibt es jedoch nicht”, sagt der Kirchborchener. Er rechnet Mitte des kommenden Jahres mit einem fertigen Bebauungsplan.
Was der Landwirt vorhat
Landwirt Johannes Drüke möchte nach dem Abriss seiner Hofstelle in Alfen aussiedeln. Er plant die Errichtung eines Schweinemaststalls auf eigenen Flächen an der Wewer- schen Straße. Auch eine eigene Energieerzeugung ist in Planung. Der bestehende Stall ist dafür nicht groß genug und muss entsprechend erweitert werden. Investor Kersting hat im Vorfeld für den Landwirt eine betriebswirtschaftliche Analyse durchgeführt. “Der Betrieb ist sehr alt und zum Teil auch baufällig. So können wir den letzen Vollerwerbslandwirt in Alfen retten”, erklärt Bernd Kersting. (ag)
Sehr schön das Ganze, nur was den Nahversorger in Wewer betrifft, habe ich meine Bedenken, denn Busverbindungen nach Wewer bestehen schon seit längerer Zeit nicht mehr und wie sollen Personen aus dem betreuten Wohnen dort einkaufen.
Die Bedenken der Anwohner kann ich verstehen, nur ein Grundrecht auf freie Sicht haben sie beim Erwerb der Grundstücke nicht mitgekauft.