Eine schöne Osterzeit mit Grüßen aus Afrika nach Deutschland !
”Chaka cha bwino cha pasaka“,
Die Osterfeiertage habe ich wohl noch nie in meinem Leben so intensiv miterlebt, wie hier in Madisi.
Angefangen hat alles mit der Prozession am Palmsonntag. Tanzend und singend sind sehr viele Menschen zur Kirche gegangen. Die Strassen waren so voll, dass wir nur langsam vorwärts kamen. In der Kirche angekommen, mussten wir feststellen, dass alle Plätze besetzt waren. Um nicht die dreistündige Messe lang stehen zu müssen, wurden Karina und ich der Männerseite zugewiesen und saßen dort als einzige Frauen zwischen ca. 300 Männern. Das ist hier völlig unüblich. Am Gründonnerstag waren wir abends wieder für drei Stunden in der Kirche. Der Priester wurde von 20 kleinen tanzenden Mädchen begleitet. Nach dem Einzug in die Kirche folgte eine zweistündige Messe. Nach der Predigt führte der Priester die Fußwaschung durch. Nach der Messe wurde feierlich das Allerheiligste ausgesetzt. Es folgte noch eine Stunde die gemeinsame Anbetung.
Karfreitag war dann wohl der anstrengendste Tag der Feiertage. Um 8 Uhr morgens brachen wir mit den Messdienern auf. Nach 1 1/2 Stunden kamen wir an einer abgelegenen kleinen Dorfkirche an, von wo aus der Kreuzweg beginnen sollte. Hier wurde die Passion in Form eines Theaterstückes aufgeführt. Gemeinsam mit schätzungsweise 500 weiteren Gläubigen sind wir dann den ca. 7 km langen Kreuzweg nachgegangen. Den ganzen Weg über haben wir gesungen und getanzt. Während der einzelnen Stationen des Kreuzweges wurde gebetet und weitere Teile der Passion aufgeführt. Nach mehr als 5 Stunden kamen wir schwitzend, durstig und dreckig in der Kirche an. Nach zwei Stunden Karfreitagsliturgie mit Kreuzverehrung in der Kirche konnten wir endlich unsere Beine hochlegen und etwas Kühles trinken. Insgesamt sind wir an diesem Tag 14 km gegangen und haben für den Hinweg, den Kreuzweg und die Messe 9 Stunden gebraucht. Am nächsten Tag sind wir abends, ausgestattet mit einer von Schwester Klara selbst gestalteten Kerze, zur Osternacht gegangen. Nachdem die Osterkerze an dem Osterfeuer entzündet wurde, begann der Chor zu singen, die Kinder haben getanzt und die Gemeinde ist in die stockfinstere Kirche eingezogen.
Nur durch die Osterkerze wurde das große Kirchenschiff erleuchtet. Nachdem die sieben Lesungen des alten Testamentes vorgelesen wurden, ging der Priester in die Sakristei und erschien kurze Zeit später zum Gloria in einem festlich weißen Gewand. Nach der 3 1/2stündigen Messe wurden wir von den Schwestern noch auf ein Glas Wein eingeladen. Jeder von uns hat auch ein Osternest voll mit Süßigkeiten bekommen! Am Ostersonntag hatten sich dann so viele Menschen zur heiligen Messe versammelt, dass sie draußen vor der Kirche stattfinden musste. Der Ostermontag ist ein freier Tag für alle Malawier. Er wird in der Kirche nicht gefeiert.
Um uns von dem Stress der Feiertage zu erholen, sind Andreas und ich am nächsten Tag zum Fußball spielen gegangen. Nach wenigen Minuten hatten sich mehr als 20 Kinder um uns herum versammelt. In den folgenden Tagen wurde ich selbst von fremden Menschen angesprochen. Das ein Mädchen hier Fußball spielt, kommt selten vor und wenn es dazu noch weiß ist, ist das Gerede perfekt. Meine Arbeit auf der Erwachsenenstation ist richtig interessant. Ich darf so gut wie selbstständig arbeiten und nahezu alles machen, was eine richtige Krankenschwester auch darf.
Da zurzeit Schulferien sind, arbeiten Karina und Andreas wieder im Krankenhaus. Das ist auch der Grund, warum ich momentan wieder auf der Kinderstation arbeite. Um die 100 Patienten haben wir jeden Tag, selbst wenn wir 40 Patienten pro Tag entlassen. Also könnt ihr euch wohl den Stress vorstellen. Ich gehe nicht mehr zur Mittagspause und arbeite abends oft eine Stunde länger. Trotzdem macht mir die Arbeit richtig viel Spaß. In der letzten Woche hatten wir einen kleinen Patienten, der wegen Blutarmut immer wieder Krampfanfälle bekam. Da wir im Moment nicht ausreichend Blutkonserven haben, musste der Vater des Jungen zur Blutspende. In der Zwischenzeit wurde ich beauftragt, mich so lange um den kleinen Jungen zu kümmern. Also saß ich zwei Stunden lang an seinem Bettchen und habe seine Hand gehalten. Unsere Intensivstation ist so überfüllt, dass sich die Kinder zu dritt ein Bettchen teilen müssen.
Im Schwesternzimmer geht es zu, wie in einer Abfertigungsfabrik und zur Visite versammeln sich alle Patienten in einem etwas größeren Bereich des Flures und warten auf die Untersuchungen. Zwei meiner liebsten Arbeitskolleginnen sind in diesem Monat selbst als Patientinnen eingeliefert worden. Die eine hat Tuberkulose bekommen und muss für zwei Wochen im Krankenhaus bleiben und der anderen Kollegin wurden bei einem Kaiserschnitt vier Tumore entnommen, die teilweise faustgroß waren. Ihr geht es zum Glück gut, aber der Zustand ihres Babys ist noch nicht stabil.
Jetzt endet langsam die Malariazeit und geht über in die Zeit der Lungenentzündungen. In Deutschland wird es immer wärmer und hier, in Malawi, wird es immer kälter. Der Winter kommt zu uns und da die meisten Häuser aus Lehm oder Stroh bestehen und die Menschen oft nicht viel zum Zudecken haben, wird sich die Zahl der Lungenentzündungen bald stark erhöhen. Wie es wird, erzähle ich euch nächstes Mal. Bis dahin macht es gut und passt auf euch auf!
Eure Eva
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